Beratung Perspektivvoll - Lena Steiger

Über mich - Lena

Beratung Perspektivvoll - Lena Steiger
„Jedes Gespräch ist geprägt durch die Lebens- und Erfahrungsgeschichte beider Partner, die sich mehr oder weniger unbewusst in die gegenwärtige Situation drängt.“ (Joachim Scharfenberg, Pastoralpsychologe)
Damit uns eine helfende Arbeitsbeziehung gelingen kann, teile ich vorab auch gerne etwas Persönliches mit Ihnen: meine eigene, persönliche Geschichte mit dem Essen.
Diese trägt ganz wesentlich dazu bei, wer ich als Mensch heute bin und ist mehr oder weniger stiller Begleiter unseres Prozesses.

Überall wo ich hingehen werde, nehme ich mich mit – Lena Steiger

Überall wo ich hingehe, nehme ich mich mit.

Noch einen.

Die ersten beiden Worte, die ich sprechen konnte waren: „Noch einen.“

Noch einen – Keks. Meine Beziehung zu Keksen hatte bereits in meiner Kindheit eine solch wichtige Bedeutung, dass es für mich überlebenswichtig schien, als aller erstes zu lernen, wie ich an noch einen Keks komme. Noch bevor ich „Mama“ oder „Papa“ sagen konnte. Dieser Keks war für mich mehr als Nahrung, die ich brauchte um groß und stark zu werden. In der Beziehung zu ihm fand ich, was man mir möglicherweise nicht selbst ausreichend geben konnte. Trost.

Je älter ich wurde, desto mehr verstand ich die Magie der Kekse. Noch einen – Glücksmoment. Noch einen – Schutz. Noch einen – Ablenkung. Noch einen – Belohnung. Noch einen – Entspannung. Noch einen – Zuwendung.  Noch einen – Abgrenzung. Noch einen – Trost. Noch einen – Keks. Und noch einen, damit ich mehr bin als nicht gut genug.

Kekse isst man aber nicht wie Butterbrote.

In meiner Familie sind Kekse Teil schwarzer Magie, die mit äußerster Vorsicht zu genießen sind. Sie sind gefährlich und böse. Sie sorgen angeblich dafür, dass man immer mehr wird – was echt blöd ist, wenn man nicht auffallen oder zur Last fallen will.  Sie sind überlebenswichtig und lebensgefährlich. Mein Keks und ich lebten unsere Beziehung von nun an im Verborgenen. Wir trafen uns nur noch heimlich.

Damit das auch so bleiben konnte, musste ich aufpassen, dass ich nicht zu viel werde. Obwohl ich mich schon immer zu viel gefühlt habe, wurde es nun langsam auch sichtbar. Je älter ich wurde, desto mehr veränderte sich mein Körper. Klar, ich wurde langsam zur Frau, was mir aber panische Angst bereitete. Ich wollte einfach nur noch einen – Trost. Kind sein. Geliebt werden. Gesehen werden. Die Gewissheit, dass ich gut bin, so wie ich bin.

Ein Keks hat 2,5 Punkte.

Ich begann Punkte zu zählen, um weiter heimlich noch einen zu essen. Ganze 18 Punkte durfte ich am Tag essen. Wenn es hart auf hart kam, musste ich also den Tag mit sieben Keksen überstehen. Einer zum Frühstück, sechs zum Mittagessen – Ende.  Das funktionierte wunderbar bis ich bemerkte, dass ich mich in meiner ganz persönlichen Dauerschleife der Hölle befand. Essen. Verzichten. Abnehmen. Essanfälle. Zunehmen. Verzichten. Essanfälle. Zunehmen. Und von vorn. Unsere Beziehung wurde toxisch. Ich wurde besessen von Keksen.

Der letzte Keks.

Ich trennte mich von meinen Keksen. Es musste auch ohne gehen. Unsere Beziehung war am Ende. Ich hörte auf sie zu essen. Ich hörte auf irgendetwas zu essen. Ganze zwei Wochen gab es nicht einen einzigen Bissen. Welch ein Rausch. Bis zu dem Moment, wo die Besessenheit stärker denn je zurückkehrte. NOCH EINEN NOCH EINEN NOCH EINEN NOCH EINEN!!!!!!!!!!!!!!

Ich lasse alle meine Kekse zurück.

All meine Hoffnung galt dem Neuanfang in einer anderen Stadt zu Beginn meines Studiums. Es funktionierte nicht. Es war zum Kotzen. Die Kekse haben sich in meinen Koffern versteckt. Sie wollten nicht auf mich hören und von mir fernbleiben. Ich habe versucht sie auszukotzen, doch es ging nicht. Heute sage ich: welch ein Glück! Auch wenn mir damals zunächst genügend andere Möglichkeiten eingefallen sind…

Wir begannen eine Therapie. Meine Kekse und ich.

Meine Scham war unendlich. Nachdem ich morgens in meinem Bett aufwachte ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen war, wusste ich, dass sich etwas ändern muss. Mit zu viel Restalkohol sowie verklebten, stinkenden Bröckchen im Haar und der Kleidung vom Vortag rief ich meine beste Freundin an und bat um Hilfe. Ich bekomme das alleine nicht in den Griff.

In der Therapie wurde ich regelmäßig gewogen. Ich aß nach Plan und dokumentierte alles, was mit dem Essen zu tun hatte. Das konnte ich gut, denn ich hatte jahrelange Übung darin, sodass ich mühelos meine Ernährung eine ganze Woche lang ohne Notizen rekonstruieren konnte.

Ich verstand, die Magie der Kekse und dass es vielleicht auch andere Möglichkeiten geben könnte, mir den Wunsch nach noch einem zu erfüllen. Ich lernte langsam meine Bedürfnisse kennen. Meine Kekse und ich blieben aber ein hochstrittiges Paar.

Ich bin mir mit Hilfe der Therapie nähergekommen. Das war ein erfolgreicher Anfang. Nach einem halben Jahr brach ich die Therapie ab. Ich hielt es nicht mehr aus nach dem Essensplan zu leben. Bevor ich meine Therapeutin also enttäuschte, tat ich lieber erstmal weiter so, als wäre alles gut.

Orientierungslos Frieden schließen.

Von heute auf morgen beendete ich den Kampf mit meinem Keks. Als ich all meine Waffen fallen ließ, hatte ich kaum mehr eine Ahnung wer ich bin, wo ich bin und war gleichzeitig tief unglücklich und erschöpft. Ich war verloren und konnte meine Umgebung kaum noch wahrnehmen. Ich war wie kurz vor dem Ertrinken, während meinem Rettungsring die Luft ausging. Als bliebe mir nichts anders übrig als zu strampeln und mich über Wasser zu halten. Und zwar so lange bis irgendwo wieder Land in Sicht ist. Meine Hoffnung hielt mich über Wasser.

Noch einen – Lebenshunger.

Ab hier wurde es richtig spannend. Meine Kekse begannen sich etwas zurückzuziehen.  Sie versuchten mich immer mal wieder zu verführen, aber auf eine nette Art. Auch sie schienen davon erschöpft gewesen zu sein, mir pausenlos noch einen aufdrängen zu wollen. So hatte ich also endlich Zeit, die Dinge um mich herum zu betrachten. Mich zu betrachten. Mich kennenzulernen, mich zu verstehen. Zu genießen. Mir selbst eine Orientierung zu sein. Vertrauen zu mir aufzubauen. Beim Essen und bei allem anderen.

Perspektivvoll.

Nicht, dass jetzt nur noch die Sonne scheint. Im Gegenteil auf die vielen negativen und anstrengenden Gefühle könnte ich auch heute noch gut verzichten. Worauf ich nicht mehr verzichten kann ist die Lebensfreude, die Leichtigkeit, die Liebe, der Genuss, die Entspanntheit.

Mein Leben ist heute so perspektivvoll. All die Dinge, die ich entdecke seit ich nach links und rechts schaue, oder mich auch mal auf den Kopf stelle, zeigen mir die Schönheit meines Lebens. Und ich kann mich jeden Tag neu entscheiden, von wo und wie ich diese Dinge betrachte und was ich mit ihnen mache. 

Beratung bei gestörtem Essverhalten Köln

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