Essen ist viel mehr als „die richtige“ Ernährung. Es ist ein menschliches Verhalten, welches immer im Kontext zur Umwelt steht. Kein Mensch is(s)t allein. Es geht weniger darum, was auf den Teller kommt, denn Essen ist ein Beziehungsthema. Sich auf den Weg zu machen und der Sinnhaftigkeit des eigenen Essverhaltens auf die Spur zu kommen, kann das ganze Leben auf den Kopf stellen – positiv!
Mit „gestörtes Essverhalten“ meine ich ein Essverhalten, das nicht neutral ist, aber auch nicht die diagnostischen Kriterien (ICD 10) für eine Essstörung erfüllt. Es ist ein reglementiertes Essverhalten, das für soziale und psychische Probleme benutzt wird und zu Leidensdruck führt. Nicht selten führt gestörtes Essverhalten zu einer psychischen Störung mit Krankheitswert. Ich bezeichne außerdem jede Form von Diät als gestörtes Essverhalten, die nicht im Sinne einer Ernährungstherapie medizinisch notwendig ist (z.B. bei Lebensmittelunverträglichkeiten oder Erkrankungen wie Diabetes).
Als „intuitives Essverhalten“ bezeichne ich das Nutzen der uns angeborenen Essensweisheit. Diese ist in unserem Gehirn verankert: sie ist das Zusammenspiel von Instinkt, Fühlen und Denken. Wenn wir Essensregeln folgen oder Essen als Ersatz benutzen, ist dieses Zusammenspiel gestört. Unser natürlicher Instinkt, der uns dabei hilft, die situativ passende Essensentscheidung zu treffen, kommt aus der Übung – auch wenn er nie ganz weg ist. Unser Körper weiß genau, was er braucht.